Startzeiten kann man immer nur auf demselben Rechner vergleichen. Gerade, wenn man eine SSD und Linux benützt, spielt die Hardware meist eine größere Rolle. (Welche Komponenten sind verbaut, wie viele, wie gut sind die Linux-Treiber für diese Komponenten optimiert, …)
Als Beispiel möchte ich gleich mal einen 7 Jahre alten Server nennen, auf dem Ubuntu ohne Grafik in 7, mit Grafikoberfläche (lightdm – XFCE) in 13 Sekunden bootet, und zwar von herkömmlicher Festplatte (allerdings im RAID-1). Server haben normalerweise “einfache”, aber schnelle, Hardware. Oder ein Lubuntu in einer virtuellen Maschine mit Grafik in – tata! – 3 Sekunden (auf der oa. Serverplattform). Und dann hätte ich noch ein Lubuntu 12.10, das in 30 Sekunden startet – von einem USB-2.0-Stick, davon kann manches Betriebssystem selbst von SSD nur träumen.
Auch bei der SSD kommt es natürlich darauf an, welche SSD bzw. welche Schnittstelle am Motherboard (SATA-II oder SATA-III). Ich weiß z.B. aus eigener Erfahrung, dass eine beim sequentiellen Lesen ungefähr gleich schnelle SSD einfach dadurch um 30 % schneller bootet, weil sie einen deutlich höheren IOPS-Wert (in-/outputs per second) hat. In der Praxis ist dieser Wert daher oft entscheidender als die sequentielle Lese-/Schreibrate. (Man kopiert ja nicht ständig Gigabyte-Dateien hin und her.)
Noch ein Faktor: der “elevator”. Hier muss man einfach austesten, welcher Wert optimal ist. Bei meiner SSD (Corsair Force-2 120) hat sich “noop” während des Bootens (da wird ja vorwiegend nur gelesen), aber “deadline” während des Normalbetriebs (Lesen und Schreiben; wird dann in der rc.local gesetzt) als optimal heraus gestellt. Wobei der Unterschied beim Booten zw. der Defaulteinstellung und noop lediglich ein paar Prozent ausmacht.
Noch ein Unterschied natürlich: Reden wir von 32- oder 64-bit-Betriebssystem? Das kann schon ein, zwei Sekunden Unterschied ausmachen. (Ich denke, ein 64-Bit-Linux wird auf einem 64-Bit-System schneller starten.)
Ich halte außerdem den Vergleich “bis der Desktop erscheint” für unzulässig. Auf einem Linux-System kann man sofort normal arbeiten, wenn der Desktop vollständig angezeigt wird, während Windows zwar sehr rasch die Arbeitsoberfläche anzeigt, von normalem Arbeiten aber noch keine Spur ist, weil im Hintergrund noch jede Menge nachgeladen wird. Ein besserer Test wäre: Automatisch den Browser starten (z.B. Firefox) und eine Website (als Homepage) ansurfen. Zeit messen, bis die Seite vollständig dargestellt wird. Da fällt dann Windows extrem ab. Ein früherer Vergleich (mit herkömmlicher Festplatte, jeweils nach Neuinstallation auf demselben Laptop) brachte – wenn ich mich richtig erinnere – folgende Ergebnisse:
Ubuntu 10.10: 42 s
Windows 7: 66 s
Windows Vista: 72 s
Lustig war auch, dass Windows 7 den Desktop bereits nach ca. 25 Sekunden anzeigte, Vista erst nach 40 (als Ubuntu schon so gut wie fertig war :-), man aber bei beiden System erst etwa zur selben Zeit viel später von echter Reaktion auf Mausklicks sprechen konnte.